Mütterliche Versorgung – primär – außerfamiliär?

Zusammenfassung

Unter den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bedingungen wurde und wird die mütterliche/elterliche Versorgung von Kindern häufig an andere Personen delegiert, meist Frauen, inner- oder außerfamiliär. Die vorliegende Arbeit zeichnet dies an verschiedenen historischen und aktuellen Beispielen nach und fragt, warum diese Realität in der psychoanalytischen Theoriebildung von Anfang an nur wenig Beachtung gefunden hat. Transnationale Migrationsbewegungen sind oft mit einschneidenden Trennungserfahrungen für die Familienmitglieder verbunden, oftmals über viele Jahre hinweg. Auch angesichts der zunehmenden Zahl von meist weiblichen Care-Arbeitenden in diesen Bewegungen ist diese Frage heute sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielländern von großer Bedeutung. Eine neue Anerkennung der Komplexitäten der daraus resultierenden Bindungen wird diskutiert.

Abstract

In a broad spectrum of different societal contexts maternal or parental care is and has frequently been delegated to others, mostly women inside and outside the family. This article retraces this with various historical and current examples and questions why this reality has barely had an impact from the very beginning on the development of psychoanalytic theory. Transnational migration movements are often connected with experiences of painful separations from family members, often for many years. In view of the increasing numbers of (mostly) female care workers in transnational migration movements, this question is of crucial importance in the countries of origin as well as in the destination countries. A new recognition of the complexities of the resulting attachments are discussed.