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  • Darstellung als Umweg. Essays und Materialien zu (Krieg und Welt) von Peter Waterhouse ed. by Christine Ivanovic
  • Barbara Siller
Christine Ivanovic, Hrsg., Darstellung als Umweg. Essays und Materialien zu (Krieg und Welt) von Peter Waterhouse. Wien: Lit Verlag, 2020. 360 S.

Unveröffentlichte Texte, schwer zugängliche oder bislang noch nicht verschriftlichte Texte zu Peter Waterhouses umfangreichstes und äußerst vielschichtiges Werk (Krieg und Welt) liegen nun in dem von Christine Ivanovic herausgegebenen Buch gesammelt vor. Der Band ist jedoch weit mehr als ein Materialienband.

Der erste Teil besteht aus Beiträgen, die auf die von Kurt Neumann initiierte wissenschaftliche Tagung Neues Wiener Symposium zum Werk (Krieg und Welt) zurückgehen. Wohl anlehnend an Waterhouses "suchenden und tastenden Denken […]" (Kubaczek, 47) war das Symposium von Beginn an‒so entnimmt man der Darstellung von Ivanovic‒kein Referieren über das 669 Seiten umfassende Werk, sondern vielmehr ein Nachspüren und Nachhören der Texte sowie auch ein Wahrnehmen der Stille und des Verschwiegenen. Diesem Ansatz entsprechend wurde eine kleine Gruppe (vor allem AutorInnen und ÜbersetzerInnen) eingeladen: Christine Ivanovic, Martin Kubaczek, Ilma Rakusa, Kathrin Röggla, Thomas Stangl, Arild Vange und Alexander Wöran saßen in der Alten Schmiede in Wien "abgeschottet von der Außenwelt wie vom Publikum, das […] per Videoübertragung im Nebenraum unsere Gespräche verfolgen" (17) konnte, zwei Tage lang zusammen, ließen sich von Waterhouses "Sprache berühren, such[t]en neue Wege, neue Zugänge" (17).

Die in diesem Band versammelten Essays reflektieren diese vorsichtige, prozessorientierte und durchaus poetische Annäherung an das Werk, so etwa, wenn Kubaczek in seinem Beitrag "Poetik der Zwischenwerte. Zu Peter Waterhouse (Krieg und Welt)" schreibt: "Sprache wird sinnlich wahrgenommen als Stimme, Laut und Klang, Wirklichkeit zeigt sich im Lauschen und vorbehaltlosen Schauen, im Verweigern von Ansprüchen [End Page 145] und Forderungen zugunsten Offenheit und Teilnahme, auf der Suche nach Akzeptanz und Transparenz" (45). Diese Strategie der Offenheit wird auch in diesen Essays weitergeführt: Nachgegangen wird der Form und Art des Erzählens (Ivanovic), eine Poetologie des Dazwischen wird entworfen (Kubaczek), es finden sich assoziative Annäherungen an den Text (Rakusa), Waterhouses Ansatz wird als ein "ästhetisches Programm der Weltübersetzung" und auf die Zukunft hin gelesen (86); darüber hinaus werden Sätze ausgelotet (Stangl), intertextuelle Bezüge nachverfolgt (Vange), sowie auch die Schwierigkeiten angesprochen, diesem komplexen Buch gerecht zu werden (Wöran).

Lektüren und Anerkennungen des Werks, die abseits des Symposiums entstanden sind, versammelt der zweite Teil des Bandes. "Ich kenne keinen zeitgenössischen Schriftsteller, der in seinem literarischen Werk so viele Fragen stellt, der so sanft und beharrlich an den Worten und Dingen rührt wie Peter Waterhouse" (127), bekennt die Dichterin Ilma Rakusa in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des Erich Fried Preises (2007), die in diesem Band ebenso wie Kurt Neumanns Laudatio zum Großen Österreichischen Staatspreis an Waterhouse (2012) abgedruckt ist. Daneben finden sich Texte, in denen ÜbersetzerInnen den Blick auf das Werk von Waterhouse werfen und dabei erkennen, dass seine Texte eine "schnelle […] Übersetzbarkeit und Be-deutung" (157) verweigern und dass die Waterhouse-Lesenden eine Kunst erlernen, die "eine körperliche, sinnliche Erfahrung" (158) ist. Waterhouses Arbeit als Übersetzer (u.a. von Michael Hamburger und Andrea Zanzotto), wird immer wieder gewürdigt und auch in den Kontext seines eigenen Schreibens gestellt.

Der dritte Teil des Materialienbandes, der visuell vom übrigen Teil des Bandes abgegrenzt ist, vereint Rezensionen zum Buch (Krieg und Welt). Hier erfahren wir von Wendelin Schmidt-Denglers Leseerfahrung kurz nach dem Erscheinen des Buches, die seine uneingeschränkte Begeisterung für das Buch widerspiegelt: "Der Anklang an Tolstois Roman im Titel ist alles andere denn vermessen" (247). Klaus Kastberger bezeichnet das Buch als ein Opus Magnum und stellt fest, dass sich trotz der Länge des Buches nie "so etwas wie eine Konvention des Schreibens einstellt" (191). Von "ein[em] Sprachkunstwerk der Genauigkeit" spricht Andreas Puff-Trojan (189); Cornelia Jentzschs Rezension dagegen spricht die Themenlosigkeit des Buches an sowie auch die darin verwendete Erzählperspektive, etwas, das [End Page 146] Waterhouse selbst in seinem Prosatext Die Gründe so beschreibt: "Ich habe nicht erkannt, daß ich über etwas Bestimmtes geschrieben habe, darum zweifeln können daran...

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