Am Sonntag, dem 28. Juni ist Horst Kächele nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Er gehörte von der ersten Stunde an zu den Förderern des Projektes Forum der Psychoanalyse. Ihm gefiel die Idee einer Plattform für die Psychoanalyse über Grenzen von Schulen und Fachgesellschaften hinaus. Wir verdanken ihm konstruktive und kritische Anregungen. Auf seine Initiative geht die Gründung des „Forschungsforums“ zurück, denn er vertrat vehement die Auffassung, dass in einer modernen psychoanalytischen Zeitschrift eine ständige Rubrik über Forschungsstrategien und -ergebnisse nicht fehlen darf.

Kächeles überaus erfolgreicher Einsatz für die empirische Psychotherapieforschung prägt sein beeindruckendes Lebenswerk. Er war Mitbegründer der Society for Psychotherapy Research und pflegte weltumspannende Kontakte zu Forschern in allen Kontinenten. Mit der Einrichtung der Ulmer Forschungswerkstatt, die er in den siebziger Jahren, selbst noch Ausbildungskandidat, ins Leben rief, setzte er einen Markstein, der bis heute als wegweisend gilt. Er war aber auch ein überzeugter und begeisterter Kliniker, der allerdings Konventionen in Frage stellte und immer wieder auf empirischer Überprüfung psychoanalytischer Überzeugungen bestand.

Alle seine wissenschaftlichen Leistungen in den Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen aufzuzählen, würde viele Seiten füllen. Für viele sind vermutlich die persönlichen Eindrücke noch viel bedeutender, die man in den Begegnungen mit ihm gewinnen konnte. Dankbar sind wir Horst Kächele und Helmut Thomä auch für das große „Ulmer Lehrbuch“, das sich mit seiner klaren, sachlichen Sprache so wohltuend unterschied von zahlreichen Publikationen, welche die psychoanalytische Methode mystifizierten und ihre Begriffe verrätselten.

In dem Bild, das Kächele hinterlässt, erscheint er bei aller Entschiedenheit, mit der er die empirische Forschung psychoanalytischer Prozesse forderte und vorantrieb, undogmatisch und unideologisch. Die „Ulmer Textbank“, die er zusammen mit Erhard Mergenthaler initiierte und die heute viele tausend Stunden psychotherapeutischer Sitzungen als Tonbandaufzeichnungen und Transkriptionen umfasst und zu Forschungszwecken zur Verfügung steht, war Anfang der 1970er Jahre ein unerhörtes Projekt. Bis heute lehnen es viele Psychoanalytiker ab, ihre Behandlungen mit Einverständnis der Analysanden aufzuzeichnen. Insofern ist Kächele auch heute noch seiner Zeit voraus.

Viele, die Horst Kächele begegnet sind, werden ihn vermissen und bedauern, nicht mehr von ihm lernen und sich mit ihm austauschen zu können. Es fällt schwer, von ihm Abschied zu nehmen.